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Wer sind Sie und was bietet Ihre Firma an?

Ich habe die Firma Savenergy Consulting GmbH 2012 gegründet. Unsere Firma bietet Energieberatungen bei Photovoltaik-Anlagen, Ladestationen für Elektro-Fahrzeuge und Batterie-Speicherlösungen in Gebäuden an. Zusätzlich haben wir vom Bundesamt für Energie den Zuschlag für ein Förderprogramm mit dem Namen «Salva Luce» erhalten, was im Italienischen so viel bedeutet wie «gerettetes Licht». Durch dieses Programm beraten und planen wir bei Umbauten von ineffizienten zu effizienteren Beleuchtungen – wobei die Bauherren bei Umsetzung Fördergelder erhalten. Ich selbst bin Mitglied der Siedlungsgenossenschaft Sunnige Hof.

In welchen Bereichen haben Sie die BGH beraten?
Wir haben Sie bereits in unterschiedlichen Aspekten bezüglich Energie beraten. Da wären beispielsweise die neuen Photovoltaik-Anlagen in den Siedlungen Lerchenberg und Staudenbühl, die Elektro-Ladestationen in der Siedlung Klee und die Umrüstung der Garagenbeleuchtung ebenfalls in der Siedlung Klee.

Nehmen wir das Beispiel der Garage in der Siedlung Klee, wo Sie uns bei der Umrüstung von FL-Leuchten zu LED-Beleuchtung beraten haben. Welche Ersparnis ergibt sich daraus im Vergleich zu der alten FL-Beleuchtung?

In der Garage der Siedlung Klee kann die BGH ca. CHF 9’000 an Stromkosten pro Jahr einsparen. Die Rechnung ist relativ einfach: Wir erstellen einen Energienachweis der jetzigen FL-Beleuchtung und vergleichen diesen mit dem Energienachweis einer neuen LED-Beleuchtung. Die Energieverbrauchs-Differenz ergibt nun am Beispiel dieser Garage ca. 45’000 kWh pro Jahr. Die Einsparung multipliziert man dann mit dem Förderbeitrag von ca. 20 Rappen, das ergibt einen Betrag von CHF 9’000. Diesen bekommt der Bauherr einmalig vom Bundesamt für Energie zugesprochen. Den gleichen Betrag spart er jährlich bei den Stromkosten. In zehn Jahren werden so 450’000 kWh Strom gespart und somit CHF 90’000 weniger Stromkosten anfallen. Das ergibt in zehn Jahren eine Einsparung von total CHF 99’000.


Fördergelder und Einsparungen am Beispiel der Tiefgarage in der Siedlung Klee
Finanziell und aus energetischer Sicht erscheint dies natürlich sinnvoll, aber wie sieht es mit der Zeitersparnis aus? Wird auch der Unterhalt für unsere Hauswarte mit LED-Leuchten vereinfacht?

Natürlich spart man auch massiv bei den Unterhaltskosten. Bei LED-Leuchten muss man nach der Installation nichts mehr machen. Nach Installation einer LED-Leuchte zeigt sich ein allfälliger technischer Defekt innerhalb der ersten 100 Brennstunden. Gemäss unseren bisherigen Erfahrungen steigt eine LED-Beleuchtung dann aber nicht mehr aus, also entfällt auch der Unterhalt. Die Lebensdauer einer LED beträgt unter Volllast 50’000 kWh, das sind 60’000 Brennstunden. Da man LED-Leuchten aber fast immer um ca. 80 % herunter dimmt, verlängert sich die Lebensdauer damit entsprechend. Bei den herkömmlichen FL-Leuchten geht man dagegen von 1’500 bis 2’000 Stunden aus, was einer Nutzung von ca. zwei Jahren entspricht.

Gehen wir über zum Thema Elektromobilität. Wie funktioniert dieses System, was sind die Ersparnisse gegenüber einem Benzin-Auto?
Ebenfalls in der Siedlung Klee durfte ich Sie in dieser Frage beraten. Wie der Name schon sagt, kann man sein Elektro-Fahrzeug an einer E-Ladestation aufladen. Wir spüren, dass die Nachfrage für solche Ladestationen in Tiefgaragen immer grösser wird, dies haben wir auch bei anderen Genossenschaften bemerkt. Heute steht man als Besitzer eines E-Autos öfters vor dem Problem, dass man sein Fahrzeug nicht in der eigenen Siedlung laden kann. Das führt zu Unsicherheiten, da das Laden des Fahrzeugs gut geplant werden muss.

Die Miete eines E-Ladeparkplatz ist ein wenig höher als bei einem normalen Tiefgaragenplatz, bedingt durch die anfallenden Stromkosten und die Bereitstellung der Infrastruktur. Besitzer von E-Fahrzeugen sparen aber trotzdem enorm an Betriebskosten im Vergleich zu einem Benzin-Fahrzeug. Grob erklärt, fährt ein E-Auto je nach Modell mit einem Viertel der Energie eines Benzin-Fahrzeugs. Zusätzlich wird man im Kanton Zürich von der Strassenverkehrssteuer befreit. Auch die Servicekosten eines E-Autos machen im Vergleich zu einem herkömmlichen Auto nur etwa einen Viertel aus.

«In der Garage der Siedlung Klee kann die BGH ca. 9000 CHF an Stromkosten pro Jahr einsparen.»

Energieberater- und planer
Giordano Pauli
Stichwort «graue Energie», die Akkus von solchen E-Autos haben ja nicht gerade den besten Ruf?

Die Akkus werden vermutlich auch von den Petrol-Chemie-Vertretern etwas schlecht geredet. Diese Batterien bestehen aus Lithium, einem Leichtmetall, welches an sich nicht selten ist auf unserer Erde. Man kann es auch sehr einfach gewinnen. Es ist aber korrekt, dass die Energiebilanz eines E-Fahrzeugs erst nach ca. 20’000 bis 30’000 gefahrenen Kilometern ausgeglichen wird. Dazu ist es auch entscheidend, für welches E-Fahrzeug man sich entscheidet. Ein Tesla beispielsweise mit seinen 2,5 Tonnen verbraucht ca. 25 kWh auf 100 Kilometer, wobei ein kleiner Renault Zoe nur 15 kWh auf 100 Kilometer verbraucht. Diese Lithium-Ionen-Batterien sind sicherlich noch nicht die optimale Lösung, es muss in Zukunft eine Weiterentwicklung geben, um eine Vielzahl von E-Fahrzeugen so betreiben zu können. Theoretisch könnte man Lithium auch in der Schweiz gewinnen, aber aus Kostengründen verlagert man dies aktuell in preisgünstigere Länder. Momentan stammt das Lithium mehrheitlich aus Chile.

Wären unsere Elektroleitungen in den Siedlungen überhaupt mit genügender Leistung ausgestattet, um alle heutigen Parkplätze mit E-Ladestationen auszustatten?
Man muss immer die Netzkapazität der Hauptverteilung der jeweiligen Siedlung prüfen. Im Fall der E-Ladestationen in der Siedlung Klee hat man eine dynamische Steuerung gewählt: Die E-Ladestationen prüfen, nach Abzug des nötigen Energieverbrauchs des ganzen Hauses, was an Netzkapazität zur Verfügung steht. Dabei erhalten die Infrastruktur des Gebäudes und die Privathaushalte immer Priorität gegenüber den Ladestationen. Nur der Überschuss der Energie, welcher nicht für das Haus gebraucht wird, kann den E-Ladestationen zur Verfügung gestellt werden. Die grösste Kapazität ist also in der Nacht verfügbar, da die Bewohner in dieser Zeit wenig Strom verbrauchen.

Gehen wir weiter zur solaren Energie, wie funktioniert eigentlich eine Solaranlage?
Eine Solarzelle ist ein Halbleiter, ebenso wie das LED, der Unterschied ist jedoch, dass die Solarzelle Licht in Strom umwandelt und das LED dagegen Strom in Licht. Bei den Solarzellen wird reines Silizium in Blöcke gegossen und anschliessend in ganz feine Platten von 0,2 Millimeter geschnitten. Wenn man diese Plättchen ins Licht streckt, produzieren sie bereits Strom. Man klebt die Plättchen auf die Panels und färbt sie blau oder schwarz ein, damit sie das Sonnenlicht besser absorbieren können.
Der Physiker Becquerel war es, der 1857 herausgefunden hat, dass gewisse Metallverbindungen durch Einstrahlung von Licht elektrisch reagieren. Im Jahre 1921 hat dann Albert Einstein mit seiner Arbeit über den «Photovoltaischen Effekt» den Nobelpreis erhalten, und nicht, wie viele denken, für die Relativitätstheorie. Der Durchbruch der Photovoltaik geschah allerdings erst durch die Raumfahrtindustrie sowie militärische Anwendungen in den 50er-Jahren.

«Im Jahr 1921 hat Albert Einstein durch seine Arbeit über den Photovoltaischen Effekt den Nobelpreis bekommen und nicht, wie viele denken, für die Relativitätstheorie.»

Giordano Pauli
Ist es heutzutage realistisch, ein Gebäude allein aus solarer Energie zu betreiben?

Mit einem Speicher ist das grundsätzlich möglich. Es gibt ein Beispiel eines völlig autonomen Mehrfamilienhauses in Brütten vom Umweltpionier und Bauunternehmer Walter Schmid. Zusätzlich zum Dach wurde die gesamte Fassade ebenfalls mit Solarpanels ausgestattet. Die meisten bestehenden Häuser könnte man aber nicht so betreiben, etwa wegen gegenseitiger Beschattung der Häuser im innerstädtischen Bereich.


Autonomes Mehrfamilienhaus in Brütten, betrieben mit solarer Energie. Ein Projekt der Stiftung Umwelt Arena Schweiz in Zusammenarbeit mit René Schmid Architekten AG. Foto: Beat Bühler
Wie richtet man die Panels am besten aus?

Es gibt drei Faktoren: Elevation (Aufstellungswinkel), Exposition (Richtung), Situation (geografische Lage). Heutzutage richtet man die Panels möglichst flach nach Ost-West aus, so kann das Haus den ganzen Tag die jeweiligen Sonnenstände einfangen, auch die Mittagssonne. Die Photovoltaik-Anlagen funktionieren auch nach Norden ausgerichtet, produzieren dann aber nur ca. 30 % einer Anlage welche nach Süden ausgerichtet ist.


Die Umverteilung des überschüssigen Solarstroms bei der Baugenossenschaft Hagenbrünneli
Es gibt Tage, an welchen die BGH mehr Strom produziert, als wir selbst benötigen, was passiert mit diesem Strom?

Die Baugenossenschaft Hagenbrünneli hat mit der EWZ ein Beteiligungsmodell vereinbart. Ihr produziert in den Siedlungen Lerchenberg und Staudenbühl an gewissen Tagen mehr Solarstrom, als vor Ort überhaupt benötigt wird. Diesen
überschüssigen Strom verteilt das EWZ auf Eure anderen Siedlungen.

Wo sehen sie in Zukunft das grösste Potenzial für Energie-Ersparnisse?
Wir müssen eine Symbiose zwischen Produktion, Speicherung und Energieeffizienz finden. Das
bedeutet, wir sollten mehr solare Energie produzieren, diese besser speichern können und somit effizienter werden. Das Speichern von Sonnenenergie steckt noch in den Kinderschuhen, es muss leistungsfähiger werden.

Dieser Artikel ist im Genossenschafts-Magazin WohnZeit mit dem Fokusthema «Nachhaltigkeit» erschienen.